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Herausforderungen

Immagine del redattore: Anna MariaAnna Maria

4. - 9. Januar --- 69.-74. Reisetag

Nach Viterbo landeten wir wieder in einem Olivenhain, dieses Mal einer eines Biohofs, welcher vor allem Salate produziert. Unsere Gastgeber überliessen den Pferden das fette Gras unter den Bäumen und uns schenken sie zwei ihrer Salate. Und so, nach einem leckeren Reissalat, einer Flasche Wein und einem wundervollen Sonnenuntergang, ritten wir am nächsten Tag weiter zwischen den vielen Gemüsefeldern. Die Erde in dieser Gegend hat ein wahnsinnig schöne Farbe: manchmal tiefschwarz, manchmal ein wenig rötlich oder kastanienbraun. Humusreiche, fruchtbare Erde. Wir schritten auf uralten Wegen, von niederen Steinmauern gesäumt, zwischen Eichen und Dornen. In Vetralla trennten wir uns, Simon ging einen anderen Weg zurück Richtung Viterbo, um das Auto zu holen, die Tiere und ich verliessen die Francigena um nach Barbarano Romano zu gelangen, wo wir schon von Salvo und seinen Brüdern erwartet wurden, die uns sehr herzlich auf dem Hof der Familie empfingen. Begeistert erzählten uns die drei Brüder von der Gegend, der Maremma Laziale, von den ortstypischen Pferden und Kühen und von der Geschichte des Ortes und der Menschen. Wir schliefen im Rohbau des Hauses, neben dem prasselnden Kaminfeuer, welches uns die ganze Nacht warmhielt.

Am nächsten Tag, als ich das Revier ihrer fast wilden Pferde durchquerte, merkte ich wie sich die Landschaft von einem Hügel zum nächsten vollkommen verändert hatte: von saftigen, grünen Wiesen und Äcker, zu kargen, steinigen und dornigen Wäldern. Ich ritt alleine los, und traf Simon weiter östlich, der in der Zwischenzeit etwas zum Naschen gekauft hatte. Weiter ging es zu fünft, bis wir nach ein paar Stunden wieder kurz rasteten um etwas zu trinken und zu essen. Danach trennten wir uns wieder und ich machte mich auf den schmalen Weg in den Wald, nichts ahnend von den mühevollen Stunden die folgen würden… Es fing sehr harmlos an, der Weg schlängelte sich durch das Wäldchen in eine Schlucht hinein, in der nähe ein Bach. Dann eine schmale und unstabile Brücke, die wir nicht überqueren konnten. Schnell fanden wir jedoch eine Möglichkeit den Bach neben der Brücke zu durchwaten. Und so fing es an. Der Pfad wurde immer schmaler, viele umgestürzte Baumstrünke waren genau so viel abgesägt worden, dass Rhiannon mit dem Gepäck exakt durchpasste. Es folgten zwei weitere kleine Brücken, zum Glück immer ausweichbar. Dann ein Durchgang zwischen den Felsen, viel zu schmal und tief für uns. Dieses Mal mussten wir ein Stück zurück, um in den Fluss hinabzusteigen und dem Lauf zu folgen, bis die Stelle überwunden war. Noch im Wasser musste ich Äste mit meiner Säge beseitigen, um überhaupt durchzukommen. Danach einen weiteren schmalen Durchgang, rechts der Fels, links eine hölzerne Absperrung. Rhiannon passte wieder genau hindurch, die Satteltaschen drückten die ächzenden Holzplanken ein Stück zur Seite und schabten auf der anderen am Fels entlang. Nach diesen Strapazen wurde der Weg ein wenig breiter und ich schöpfte Hoffnung. Der Weg war nun von hohen Dornen gesäumt, denen ich so gut wie möglich auswich. Und dann kam die letzte Brücke… eine flache Treppe führte hinunter neben das Flüsschen, dann ging es rechts, dem Wasser entlang, von Fels und Holzgeländer eingeschlossen, und dann links, ein paar Stufen hoch und über die Brücke. Absolut keine Möglichkeit, dies alles zu umgehen, denn auf meiner, sowie auf der anderen Seite war das Gewässer nicht von einer Böschung gesäumt wie die vorigen Male, sondern von Felshängen. Ich band die Pferde an und beäugte die Sache. Ich sprang auf der Brücke auf und ab um die Stabilität zu prüfen, der Hund wie wild um mich herumrennend, die Aufregung spürend. Ich wusste, mit Bamiro würde ich ohne weiteres hinüberkommen, doch für Rhiannon könnte es sehr eng werden, vielleicht wäre es nur möglich wenn ich die Satteltaschen abnähme. Glücklicherweise kamen in diesem Moment zwei Pilger den Weg entlang. Ich erklärte ihnen die Situation und bat sie Rhiannon zu halten, während ich mit Bamiro hinüberging. Drüben band ich ihn an und kehrte zurück um es mit Rhiannon zu versuchen. Ich entschied mich alles auf eine Karte zu setzen und ging los ohne die Packtaschen abzunehmen. Indem ich eine Tasche leicht anhob, schafften wir es auf die Brücke zu gelangen. In der Mitte wurde das Geländer weiter und er passte ohne Hilfe durch, doch das Ende verhängte sich wieder. Dort klemmte er sich dann auch ein. Das Holz gab auf keiner der Seiten nach und er geriet kurz in Panik. Nachdem ich ihn beruhigt hatte, schaffte ich es irgendwie ihn zu befreien und hindurchzukommen. Das Pilgerpaar applaudierte auf der anderen Seiten des Flüsschens.

Frohen Mutes bedankte ich mich bei ihnen und stieg auf, ritt weiter auf dem sich verbreiterndem Pfad. Was könnte denn jetzt schon noch kommen? Die Antwort kam bald, in Form von fünf grossen, umgestürzten Bäumen, deren 30 cm Stämme quer über dem Weg hingen. Kalte Ruhe senkte sich über mich. Wieder stieg ich ab, wieder band ich die erschöpften Pferde an. Ich nahm meine Säge zur Hand und fing an, den ersten Stamm zu bearbeiten. Schnell merkte ich, dass es ewig dauern würde ohne Hilfe, die Pilger waren schon weitergezogen da sie natürlich keine Werkzeuge dabei hatten um mir zu helfen. Um mir eine Pause zu gönnen ging ich an den Stämmen vorbei um zu sehen ob ich eventuell unter dem Abhang, neben dem Flüsschen welches mittlerweile noch weiter unter mir war, die Situation umgehen könnte. Ich fand einen Wildpfad der vom Bach auf die Strasse führte, befreite ihn von Ästen sodass wir hindurch kommen würden und kehrte dann zu den Pferden zurück. Ich nahm sie mit und lief ein wenig zurück, abwärts, um dem Gewässer näher zu kommen. Der erste Versuch in den Wald zu gelangen scheiterte kläglich. Ich sah dass der Boden schlammig war, doch ich versank nur sehr wenig. Als mir jedoch Bamiro folgte, versank er fast einen halben Meter im Morast. Schnell retteten wir uns auf den sicheren Weg zurück. Dort zog ich den Pferden alle Schuhe aus um sie nicht im Matsch zu verlieren und band sie neben den Packtaschen fest. Ich führte die Pferde weiter den Weg hinunter, bis ich einen Wildwechsel im Unterholz erkennen konnte. Dort musste der Boden besser sein, denn sonst würden die wilden Tiere nicht dort durch laufen. Und so war es. Wir kamen an den Fluss, versanken dabei nur wenig. Dann folgten wir dem Lauf, parallel zur Strasse, wieder zurück in Richtung der umgestürzten Bäume, auf einigermassen festem Boden. Fast auf der Höhe des blockierten Weges jedoch, wurden wir wieder durch dichtes Gestrüpp in den Sumpf gedrängt. Als ich vor mir einen weiteren Baumstamm liegen sah, hielt ich Bamiro an, der dicht hinter mir lief, und stieg darüber, um den Boden auf der anderen Seite zu überprüfen. In diesem Moment sprang Bamiro, durch die Aufregung hektisch und impulsiv geworden, über den Stamm, Rhiannon auf dem Fusse. Sie überholten mich und versanken beide bis über die Gelenke im Morast, mehr als einen halben Meter tief. Schwankend, hüpfend und ohne wirklichen Halt unter den Füssen versuchten sie wieder sicheren Boden zu erreichen. Ich zog sie geistesgegenwärtig wieder in meine Richtung, doch bei der Drehung fiel Rhiannon zur Seite um und drückte mit den Satteltaschen Bamiro an den Stamm über den sie vorhin gesprungen waren. Bamiro versuchte verzweifelt wieder darüber zu gelangen, doch ohne Halt und von Rhiannon eingeklemmt konnte er nicht abspringen und schaffte es nur mit den Vorderbeinen darüber. Hektisch versuchte er auch mit den Hinterbeinen darüberzukommen, was ihm zwar gelang, ihn jedoch ebenfalls aus dem Gleichgewicht brachte. Ruhe sank über den Sumpf-Wald. Die Pferde blieben erschöpft liegen und schnauften heftig. Ich stand da wie erstarrt, die eben gesehenen Bilder im Kopf eingebrannt. Nach ein, zwei Minuten fasste ich mich wieder, und half Bamiro aufzustehen. Als dieser wieder auf allen vier Beinen stand, rappelte sich auch Rhiannon hoch und ich holte ihn auf die andere Seite des liegenden Baumstammes. So schnell wie möglich gingen wir zurück auf die Strasse, nur noch festen Boden unter den Füssen wollend. Da merkte ich dass Sparta verschwunden war... Verzweifelt rief ich sie, mir schon das schlimmste ausmalend, sie sei entweder im Matsch unter eines der Pferde geraten oder voller Panik den Weg zurückgerannt. Zum Glück kam sie bald darauf auf mich zu gerannt. Sie hatte wohl geahnt was ich wollte und war mir vorausgeeilt. Als sie merkte wie sumpfig es war, kehrte sie auf den Weg zurück, sprang zwischen den Baumstämmen hindurch und wartete auf mich auf der anderen Seite.

Ich überprüfte die Beine der Pferde, die jedoch keinen einzigen Kratzer aufwiesen und rief Simon an, erzählte ihm die schwierige Situation und bat ihn mir zu helfen. Ohne seine Hilfe hätte ich wohl noch bis am Morgen an den Baumstämmen gesägt. Doch zu zweit beseitigten wir das schlimmste und führten die Pferde sicher hindurch. Mittlerweile war es jedoch dunkel und zu allem Übel nieselte es auch noch. Das nächste Feld wählten wir als “Weide” aus, auch wenn nur noch trockene Grasbüschel darauf geblieben waren, nach der Ernte. Simon entdeckte eine Höhle ganz in der Nähe und wir verstauten dort alle Taschen, da es mittlerweile in Strömen regnete. Das Zelt bauten wir jedoch neben den Pferden auf, direkt auf dem Weg, um sie im Blick zu haben. Simon holte das Auto bis an unser Lagerplatz, was zum Glück gerade so möglich war. Erschöpft und völlig fertig mit den Nerven schlief ich in seinen Armen ein, froh nicht alleine zu sein in dieser Situation.

Am nächsten Morgen regnete es immer noch. Wir warteten bis es kurz nur noch nieselte und packten das Zelt zusammen. Die Pferde sattelten wir in der Höhle, die genug Platz für uns alle bot. Kurz darauf ritt ich mit den Tieren los, Simon fuhr ins nahe Dorf um ein warmes Frühstück aufzutreiben. Wir trafen uns um die leckeren Panini zu verspeisen die er gekauft hatte. Wenn es um gute Essensuche geht, kann man ihm wirklich nichts vormachen, darin ist er unschlagbar!

Ein bisschen besserer Laune ritt ich weiter, im strömenden Regen, auf der Suche nach einem Lagerplatz oder einem Hof. Leider hatte kein einziger Reiterhof für uns einen Platz, sodass wir trotz allem einige Stunden unterwegs waren. Langsam wurde auch der Regen immer schwächer und schlussendlich kam dann auch die lang ersehnte Sonne zum Vorschein. Kurz darauf fanden wir auch einen Platz, einen Erholungsort für die Pilger: einen Brunnen, eine Bank unter hohen Bäumen und eine grüne Wiese. Direkt vor dem Golf Nazional… Wir rasteten zunächst ohne abzuladen, doch als wir mit zwei Schäfern sprachen, die kurz am Brunnen hielten, stellte sich heraus, dass wir nicht die Ersten wären die hier kampierten. Somit blieben wir dort, trockneten unsere Sachen und genossen die Nachmittagssonne. Am Tag darauf ging ich wieder alleine los, da Simon noch das Auto von der Einfahrt der Golfanlage wegfahren wollte. Leider sprang das Auto nicht an, sodass er fast den ganzen Tag damit verbrachte, auf einen Mechaniker zu warten. Es war irgendwie klar das sowas genau an diesem Tag passieren würde, die Sonne schien warm und stark und der Weg war wunderschön, vorbei an beeindruckenden Wasserfällen und durch lichte Eichenwälder. Abends fand ich einen schönen Lagerplatz, mit einer Weide für die Pferde, einer Höhle zum schlafen und einem netten Mann, der mir Hafer für die Pferde brachte. All dies genau unter dem Städtchen Formello, welches ich am nächsten Morgen durchquerte. Simon schloss sich, kurz nach meiner Ankunft dort, wieder uns an, mit einer neuen Autobatterie.

An nächsten Tag wollten wir eigentlich früher rasten, um die Sachen im Auto und in den Packtaschen zu ordnen, denn es war mein letzter Abend mit Simon. Er musste am darauffolgenden Tag die Fähre nach Sizilien nehmen. Ich klapperte mehrere Reitställe ab, doch keiner konnte oder wollte uns beherbergen. Wir waren schon so nahe an Rom, dass die Ställe riesig waren, die Strassen von Villen gesäumt und die Besitzer von allfälligen verlassenen Wiesen unauffindbar. Somit liessen wir uns auf genau so einem Stück nieder, am Hang eines kleinen Hügels, diesmal ohne Zustimmung des Besitzers.

Wenigstens am nächsten Tag wollte ich einen Platz finden, um noch in aller Ruhe ein paar Stunden mit Simon zu verbringen, den ich danach, wegen der Covid Situation, wer weiss wie lange nicht mehr sehen würde. Glücklicherweise fand ich schnell einen netten Reiterhof der uns beherbergte, und dies nicht zu früh! Einige Stunden danach hagelte und regnete es aus heiterem Himmel.

Nachdem Simon abgefahren war versuchte ich die nächsten Tage zu planen, denn vor mir, einen Tagesritt entfernt, lag Rom.





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